Ökosystem Moor
Gliederung in hydrologischen Moortypen
Gliederung in ökologische Moortypen
Moore sind Lebensräume in denen der Boden mehr oder weniger von stehendem
Wasser durchtränkt ist. Infolge davon kann anfallender Detritus aus
Sauerstoffmangel nicht mehr abgebaut werden und sammelt sich zu Torf an. Die
Torfbildung oder Akkumulation ist das wesentliche Charakteristikum von Mooren
und unterscheidet sie von Sümpfen, in denen der Wasserstand nur periodisch so
hoch ist, dass es nicht zum Humusabbau kommt.
Durch die Anhäufung von Torf wächst die Oberfläche von lebenden Mooren in die
Höhe. Um eine etwa 3m hohe Torfschicht aufzubauen, braucht es etwa 3000 Jahre,
ist die Produktivität geringer kann es bis zu 10 000 Jahren dauern.
An die extremen Bedingungen hat sich die
Lebensgemeinschaft der Moororganismen durch Spezialisierungen angepasst. Sie
reagieren besonders sensibel gegenüber sich ändernden Umweltfaktoren. Daher zählen
Moore zu den gefährdeten Ökosystemen, denn jeder Eingriff führt zu irreversiblen
Veränderungen.
Beispiel:
Wasserstandssenkung führt zur Sauerstoffzunahme, damit werden biochemische
Abbaureaktionen in Gang gesetzt, Torf wird abgebaut und Nährstoffe werden frei.
Das bringt eine Veränderung der Artenzusammensetzung mit sich, die zur Verdrängung eingestammter Arten führt.
Gleiches geschieht bei Nährstoffeinträgen aus der Luft oder aus dem
Grundwasser.
Moore zählen zu den letzten naturnahen Lebensräumen, da sie oft in
unzugänglichen Lagen positioniert sind und wirtschaftlich wenig Interesse
hervorrufen.
Vorkommen:
Moore können nur dort entstehen, wo zwei Gegebenheiten zusammenfallen: hohe Wasserzufuhr und ein reliefiertes Gelände, wie
Mulden, flach geneigte Ebenen oder Täler.
In Deutschland sind sie im Norddeutschen Tiefland, in den höchsten Lagen der
Mittelgebirge, dem Alpenvorland, in den niederschlagsreichen Lagen der Alpen und
in Flussauen anzutreffen.
Gliederungsmöglichkeiten:
1. nach Wasserführung, hydrologische Moortypen
2. nach Nährstoffgehalt, ökologische Moortypen
Gliederung nach Nährstoffgehalt
Anmoor
- Nährstoffgehalt: oligotroph - sauer
- pH-Wert: 2,5 - 4,8
- Wasserzuführung über Niederschläge
- vorherrschende Vegetation: Torfmoose, Wollgras - Zwergstrauchrasen
- überall, wo es genug Regen gibt und wasserstauende Bodenverhältnisse
herrschen, zu finden
- Besonderheit: sehr geringer Sauerstofftransport
Sauer - Zwischenmoor
- Nährstoffgehalt mesotroph sauer
- pH-Wert: 2,5 - 4,8
- Wasserführung über saure Mineralquellen
- Vegetation: torfmoosreiche Seggenriede
- Wo: Dünen, Altmoränenlandschaften, Hochgebirge (auf Sanduntergrund)
- Besonderheit: bei viel Niederschlag Übergang zu Anmoor, Ablagerung von
Eisen
Basen - Zwischenmoor
- Nährstoffgehalt: mesotroph subneutral
- pH-Wert: 4,8 - 6,4
- Wasserführung durch basenreiches Mineralbodenwasser
- Vegetation: braunmoosreiche Seggenriede, z. T. Schilf
- im östlichen Mitteleuropa zu finden, aber kaum noch vorhanden
Kalk-Zwischenmoor
- Nährstoffgehalt: mesotroph -kalkhaltig
- pH-Wert: 6,4 - 8
- Wasserführung: kalkhaltiges Mineralbodenwasser
- Vegetation: Röhricht, Kopfbinsen, Braunmoos - Seggenried
- in Kalkgebirgen und kalkreichen Jungmoränenlandschaften
- Besonderheiten: Quellkalkablagerungen
Reichmoor
- Nährstoffgehalt: eutroph
- pH-Wert: 3,5 - 8
- Wasserführung: Überflutung mir nährstoffreichen Fremdwasser
- Vegetation: Großröhrichtseggen, Erlen, aber keine Moose
- in Überflutungsgebieten (Küste, Flussauen), ursprünglich selten heute
aufgrund Eutrophierung häufig
- Besonderheit: zeitweises Austrocknen und Mineralisierung
Hydrologische Gliederung
Der zeitweilige oder ständige Wasserüberschuss ist der entscheidende
Standortfaktor, da er Sauerstoffmangel impliziert. Doch Wasser ist nicht gleich
Wasser, seine Zusammensetzung und Zufuhr variiert und prägt somit die
Eigenschaften eines Moores.
Versumpfungsmoor:
- Wasser steht in Senken und Niederungen direkt unter der Bodenoberfläche an
- 30 % dtsch. Moore entsprechen diesem Typ
- eutrophes Moor; schwankender Grundwasserspiegel führt zur zeitweiligen
Humifizierung und damit zur Nährstofffreisetzung
- geringe Torfschicht auf Mineralböden (wegen der Grundwasserschwankungen,
daher Torf auch mäßig bis stark zersetzt)
- Wasserzufuhr über Mineralbodenwasser
- torfbildende Vegetation: Schilfröhrichte, Großseggenriede und
Erlenbruchwald
Hangmoor:
- entstehen durch mineralstoffreiches Sickerwasser an Berghängen
- geringe Torflage direkt auf Mineralböden
- durch Quellen gespeist
- durch das Aufstauen des Wassers wachse Hangmoore hangaufwärts
- am oberen Hang weniger Nährstoffe, am Hangfuß mehr; daher oben Torfmoose
während unten Seggen
- meist mesotroph bis oligotroph sauer, vereinzelt aber auch eutroph
- vor allem in kühl humiden Mittelgebirgen und in den Alpen auf
silikatischen Verwitterungsböden und auf entkalkten Böden der
Altmoränenlandschaften
Quellmoore:
- an Orten dauerhafter ergiebiger Grundwasseraustritte mit wassergesättigtem
Boden
- torfbildende Vegetation: moosreiche Kleinseggenriede, Großseggenriede
- mesotroph
- klein, oft punktförmig
- geringe Torfbildung
Verlandungsmoor:
- Entstehung durch vorausgehende Sedimentation von limnischen Schwebstoffen
als Mudden und Ausbreitung torfbildender Verlandungsarme
- je nach Gewässertyp Muddenschicht von 30 m und mehr
- Ablagerung von Mudden führen zur Aufhöhung des Gewässerbodens, dadurch
abnehmende Wassertiefe und Ausbreitung der Ufervegetation in das Gewässer
hinein (Binsen-, Schilf- und Schneide-Wasserröhrichte)
- torfbildende Pflanzen in Abhängigkeit vom Nährstoffgehalt
Kesselmoor:
- kesselförmiger Muddekörper, darüber 20 - 50 cm Braunmoos - Seggen - Torf
- meist durch Regenwasser gespeist, daher witterungsabhängiges Wachstum
- oligotroph
- postglazial entstanden
- in der Mitte angehoben, randlich mit Wasserrinne
Regenmoore (klassische Hochmoore):
Wenn Torfmoose unter kühl humiden Klima auf nährstoffarmen
Grundwassermoorflächen über ihre Umgebung hinauswachsen und linsenförmige
Aufwölbungen bilden, werden die von ihnen gebildeten Torfe nicht mehr vom
Grundwasser, sondern ausschließlich durch Niederschlägen gespeist.
- torfbildende Pflanzen ertragen extreme Nährstoffarmut ("Hungerkünstler")
- Vorkommen von Glockenheide, Rauschbeere, Zwergbirke
- Moorwasserspiegel hebt sich über Grundwasserspiegel
- stark klimaabhängig (Niederschlagsmenge und Temperatur)
weitere Moortypen:
- Überflutungsmoor (Küste)
- Durchströmungsmoor
- Kerminmoor
- Polygonmoor(Regenmoor)
- Deckenmoor